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Das eine oder andere Statement im eigenen Kollegenkreis zum Thema Smartphones spiegelt die verbreitete Skepsis in der Lehrerschaft bei diesem Thema wider. "Wächter der Kultur und der Bildung treffen auf grenzdebile Handyzombies" wäre als saloppe Beschreibung der mehrheitlichen Kollegenmeinung nicht schlecht gewählt. Aber wenn man dann im Gespräch einmal nachfasst, dann haben meistens diese Kollegen wenig Kenntnis davon, dass ein aktuelles Smartphone / I-Phone mehr kann, als über WhatsApp irrelevante Nachrichten an "Freunde" zu schicken.
Natürlich gibt es "Cybermobbing". Natürlich werden mit dem anonymen Fotografieren von Lehrern oder Mitschülern Persönlichkeitsrechte verletzt. Mit den Smartphones und den "Sozialen Netzwerken" präsentieren sich nicht nur Schüler in einer problematischen Weise einer im Prinzip weltweiten Öffentlichkeit. Und es gibt auch "Cyber Junkies" unter den Schülern, die ein besorgniserregendes Suchtverhalten zeigen. Und mit all diesen Phänomenen muss sich Schule beschäftigen, und sie tut es auch.
Aber bei allem Respekt für die Aufgabe, Schüler vor den Neuen Medien zu schützen. Smartphones und Tablets sind, nüchtern betrachtet, Werkzeuge, die sinnvoll eingesetzt, unseren Unterricht bereichern können.
Das ist nicht nur meine persönliche Meinung und Erfahrung. Die Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" des Deutschen Bundestags beklagte erst 2013, dass die Schulen in Deutschland im internationalen Vergleich mit ihrer technischen Ausstattung hinterherhinken. Sie empfiehlt, dass jeder Schüler und jede Schülerin einer Oberschule mit einem mobilen Computer ausgestattet und dies pädagogisch begleitet wird.
Eine Serie von Studien, die in einen Beitrag in der Online Ausgabe der Wissenschaftszeitung Spektrum zitiert werden, bestätigen, dass Smartphones und Tablets dem Unterricht nicht schaden . Richtig eingesetzt können sie mehr als nur die Motivation der Schüler steigern.
Wann hat es das jemals gegeben, dass man eine ganze Bibliothek, eine Foto und Filmkamera, ein Diktiergerät, eine Stoppuhr, ein GPS und Navigationsgerät, ein Filmabspielgerät, eine Vokabellernhilfe, Atlas, Notizblock, Wörterbücher, Lexika, Trickfilmstudio, Formelsammlung, Taschenrechner, Organizer, Kompass, Fotoalbum, Taschenlampe, eine Lupe, ... in einem Gerät vereint hat, das man in die Hosentasche stecken kann.
Auf meinem Smartphone habe ich sogar eine Wasserwaage, ein Schall und Vibrationsmessgerät, einen Entfernungsmesser, ich kann Sterne am Himmel bestimmen, in meinem Urlaub konnte ich mit einer APP sogar die Gipfel in den Alpen einwandfrei bestimmen.
Mit diesen APPs kann ich mir die reale Welt erschließen, wenn ich sie kreativ in den Unterricht einbinde. Wie, das muss jedes Fach für sich beantworten.
Als Deutsch und Englischlehrer fallen mir da viele Möglichkeiten ein. Die einfachste ist der Arbeitsauftrag im MSS Englisch Unterricht "Prepare the text for discussion". Klassische Arbeit mit Wörterbuch und Lexikon sind gefragt, individuelles Lernen statt Lehrererklärungen. Nachgeschlagene Wörter können dann im Vokabellernprogramm abgespeichert und später systematisch gelernt werden.
Was das ,Rumdaddeln´mit dem Smartphone unter der Bank betrifft: Inwiefern ist das anders als vor 30 Jahren? Damals wurde eben nicht gewhatsappt, sondern Zettelchen geschrieben und weitergereicht, es wurde nicht 2048 gespielt, sondern TicTacToe und es wurde nicht gesurft, sondern unterm Tisch Comics gelesen. Das Medium ändert sich, das grundlegende Verhalten nicht.
Zum Bericht: Schule 2.0 - Smartphones schaden dem Unterricht nicht
Lehrergeständnisse: Warum die Handys meiner Schüler so nerven

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